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Eine energetische Sanierung geht rasch ins Geld

HEV BL
21.03.2024 Mischa Hauswirth

Neues Energiegesetz

Die Baselbieter Regierung will, dass Private ab 2026 keine Öl- und Gasheizungen mehr einbauen. In einem Fall in Frenkendorf hat ein Umstieg 80 000 Franken gekostet.

Der HEV Baselland unterstützt seit Jahren das Baselbieter Energiepaket, das Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern hilft, die Energieeffizienz in ihren Gebäuden zu erhöhen – und zwar freiwillig und ohne Zwang. Dieser Weg der Freiwilligkeit ist ein Erfolgsmodell, und die Resultate sind auch im schweizerischen Vergleich hervorragend. Nun will aber der Kanton Basel-Landschaft diesen Pfad der Freiwilligkeit verlassen und alle Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer zwingen, ihre Heizung zeitnah auf erneuerbar umzustellen. Das ist einerseits bevormundend und anderseits rücksichtlos.

Im Unterschied zu allen, die mit einer Umstellung noch zuwarten wollen, haben Doris und Beat Spitteler aus Frenkendorf den Schritt schon hinter sich. Seit Ende 2023 ist ihr Haus energetisch saniert. Heute kommt ein grosser Teil des Stroms vom Dach, und geheizt wird mit einer Wärmepumpe. «Wir haben ein grosses Interesse an modernen Technologien, was uns den Entscheid sicherlich einfacher gemacht hat», erzählt Beat Spitteler.

Natürlich gab es neben der Offenheit gegenüber modernen Technologien und Energiefragen auch eine Vorgeschichte, die den Umstieg begünstigte: Das Anwesen mit guter Lage für viel Sonne und Blick auf Baselbieter Obstwiesen haben die Spittelers Anfang der 1980er-Jahre gebaut. Damals sprach noch kaum jemand von Sonnenenergie, und auch Stromsparen war anders konnotiert als heute. Deshalb wurde im Keller eine Elektrospeicherheizung eingebaut. Die Folge: hohe Stromkosten.

2007 wurde diese Heizung dann fällig für einen Ersatz. Wie es damals von halbstaatlichen Unternehmen wie IWB als umweltfreundlich propagiert wurde – heute wirbt das gleiche Unternehmen notabenemit grünem Ökostrom –, wechselten die Spittelers zu einer Gasheizung. Es ging auch darum, Kosten einzusparen, wie Beat Spitteler sagt. Und natürlich war ein Argument, eine ökologischere Alternative zu einem Ölbrenner zu haben.

Bereits 2012 installierten die Spittelers eine kleinere Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, erzielten damit 5,5 kWp Leistung und profitierten von der ersten staatlichen Förderungswelle. Sie konnten das Projekt innert weniger Wochen realisieren, auch weil es damals keine Lieferengpässe gab. Um den Solarstrom optimal nutzen zu können, kam dann 2018 eine Batterie in den Keller.

Wärmepumpe und PV-Anlage
2020 war die neue und relativ teure Batterie irreparabel defekt. Bereits nach zwei Jahren brauchte es eine neue – ein Umstand, der bei Spittelers heute noch für Unmut sorgt. Denn der Austausch gestaltete sich schwieriger als beim Kauf gedacht und von der Anbieterfirma versprochen. Eine deutsche Firma hatte die Batterie geliefert und installiert, doch als die Batterie ihren Dienst versagte, war das Unternehmen, das die PV-Anlage erstellt hatte, bereits verkauft worden. Und die neue Besitzerfirma erklärte sich weder für den Garantiefall noch die Entsorgung zuständig. Es folgten lange Mailwechsel mit der neuen Besitzerfirma, und während des Hin und Her wuchs bei den Spittelers die Überzeugung, sich im Haus energetisch komplett neu auszurichten. Künftig wollten sie so nahe an der CO2-Neutralität leben wie nur möglich. Unterstützt haben diese Idee die Gaspreise, die nur noch stiegen und stiegen, was im Portemonnaie nicht ohne Auswirkungen blieb.

Als die Spittelers von der GEAK-Plus-Beratung beziehungsweise von der Impulsberatung «erneuerbar heizen» von IWF Energy hörten, welche die Energieberatung für den HEV Baselland anbietet, liessen sie von GEAK-Plus-Spezialist Stefan Haas eine Impulsberatung «erneuerbar heizen» durchführen. Diese beinhaltet nicht nur Vorschläge zur Umrüstung sowie eine detaillierte Aufstellung von anfallenden Kosten und zu erwartenden Förderbeiträgen, sondern auch einen Zeitplan, in welcher Folge und bis wann welche Arbeiten durchgeführt werden sollten. Energieberater Haas schlug den Spittelers vor, auf eine Wärmepumpe umzusteigen und auf dem Dach die Photovoltaikfläche zu erhöhen. Denn damit lässt sich der Strombedarf der Heizung leichter abdecken.

Hohe Investitionskosten
Auf dem Dach wurde die Photovoltaikfläche um 9 kWp erhöht, so dass heute rund 14 kWp Strom produziert werden – deutlich mehr, als Heizung und Haushalt selber benötigen. Ein Umstieg zu mehr Klimaneutralität erfolgte auch im Bereich Mobilität: Die Spittelers wollten den selber produzierten Strom für ihre Fahrzeuge nutzen können und liessen sich in der Garage eine Ladestation einbauen. Heute versorgt die Photovoltaikanlage neben Heizung und Haushalt auch ein Elektro- und ein Hybridfahrzeug mit dem notwendigen Strom.

Die Spittelers rechneten genau, ob sie sich eine solche Umrüstung überhaupt leisten können. «Für ein Paar im Pensionsalter sind die Betriebskosten eines Hauses wichtig», sagt Beat Spitteler. «Und wir haben gesehen, dass sich mit einer energetischen Sanierung die Energiekosten mittelfristig spürbar senken lassen.» Spittelers wissen aber auch, dass nicht alle Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer diese Investitionskosten einfach so stemmen können.

Selbst wenn die Regierung und die Behörden die Umrüstungskosten gerne herunterspielen, sollte nicht nur der Preis der Wärmepumpe berechnet werden. Denn es kommen noch ein paar Extras dazu. «Wir mussten auch ein kostspieliges Fundament für diese Heizungsform erstellen lassen, zudem sind die Kosten für die elektrischen Installationen und die Überprüfung der Bodenheizung und Wärmeregulierungsventile nicht zu unterschätzen », sagt Beat Spitteler. In diesem Fall beliefen sich die Kosten für Heizung und Installation auf knapp 50 000 Franken. Der Kanton steuerte 8000 Franken und die Gemeinde 500 Franken Förderbeitrag bei.

Energie-Analyst Stefan Haas sagt, «ein Systemwechsel ist teuer», gibt aber zu bedenken, dass sich nach etwa zehn Jahren ein finanziell positiver Effekt einstelle. Bei der Frage «Wärmepumpe ja oder nein?» spielt es eine Rolle, wie lange Hausbesitzerinnen und -besitzer planen, die Liegenschaft noch zu bewohnen. Bezüglich der Kostenbetrachtung ergänzt Spitteler, dass bei der Steuererklärung der abziehbare Betrag für Gebäudeunterhalt einen nicht unwesentlichen Aspekt darstellt.

Die Spittelers bereuen den Schritt Richtung Klimaneutralität zwar nicht, hatten aber die Freiheit, sich zu entscheiden, ob sie die Investition stemmen möchten oder nicht. Wenn das Baselbieter Stimmvolk das neue Heizgesetz am 9. Juni nicht ablehnt, werden viele Eigenheimbesitzer ihre Öl- und Gasheizung austauschen müssen, sobald ein Ersatz ansteht – das wird teuer und ist gerade für viele ältere Menschen kaum finanzierbar, da die Banken oft keine entsprechenden Kredite mehr geben. Aber auch junge Familien können von diesem Kostenhammer betroffen sein. Der Staat handelt deshalb hier aus Sicht des HEV rücksichtlos.